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Wann
08.06.24 – Beginn: 15:00 Uhr

Wo
Mehringhof

Veranstaltungskategorie(n)


Am 7. und 8. Juni 2024 im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a

Freitagabend: Der Osten und die Arbeiter*innen

mit Bernd Gehrke, Renate Hürtgen, Andrej Holm (alle angefragt) und Anne Seeck

(Inputs je 15 Minuten)

Einführungsinput Anne Seeck: Die Diskussion um die Ostidentität und autoritäre Tendenzen früher und heute

Der Literaturprofessor Dirk Oschmann in Leipzig hat eine Debatte über Ost-West-Unterschiede entfacht. Es gibt natürlich strukturelle Benachteiligungen im Osten. Bei der Durchschnittssumme, die vererbt wird. Den Vermögen. Der Sozialstruktur. Eine Verwestlichung der Eigentümerstruktur im Osten. Die Deindustrialisierung nach der Wende, also die wirtschaftliche Struktur. Westliche Elitendominanz in vielen Bereichen. Die Politische Kultur mit weniger Zivilgesellschaft als im Westen. Mehr ländlichen Raum. Viel Abwanderung. Und natürlich geht es auch um eine andere Sozialisation und Erfahrungen im Osten.

Eine Opfermentalität „Wir sind Menschen zweiter Klasse“ bringt uns aber nicht weiter. Ostdeutsche haben den Herbst 1989 vollbracht, ein System gestürzt. Danach gab es betriebliche Kämpfe, wie in Bischofferode. Auch ein nationalistischer Oststolz, der Menschen ausgrenzt, die als fremd oder anders wahrgenommen werden, ist gefährlich, denn der Osten wird von rechts instrumentalisiert.

Vielmehr sollten wir uns mit autoritären Tendenzen im gescheiterten Realsozialismus und im aktuellen Neoliberalismus sowie mit der Gefahr zunehmender rechter Einflußnahme befassen. Wie verhindern wir ein weiteres autoritäres Rollback?

Input Andrej Holm: Die Kolonialisierung Ostdeutschlands https://telegraph.cc/parakoloniale-sonderzone/

Inputs Bernd Gehrke und Renate Hürtgen (AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West): Die Arbeiterklasse in Ostdeutschland: Vom Herbst 1989 und betrieblichen Kämpfen bis heute. Sind viele Arbeiter*innen rechts geworden? Wie ist dieser Rechtsruck von Arbeiter*innen in Ostdeutschland zu erklären?

Samstag – 13 Uhr: Europawahlen, Wählerschaft der AfD und Gegenwehr

mit Bernd Gehrke (angefragt) und Thilo Broschell

Input Thilo Broschell: Einführung: Wer wählt warum die AfD? Unterscheidet sich das in Ost und West?

2024 finden Europawahlen sowie Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg statt, Erfolge und Zugewinne von Rechtspopulisten sind zu befürchten.

In den Umfragen liegt die AfD in Ostdeutschland vor allen anderen Parteien, zum Teil mit Werten von über 30 Prozent. Davon ist die AfD im Westen noch deutlich entfernt, aber die Wahlergebnisse in Hessen und Bayern zeigen, dass das oft gezeichnete Bild einer vor allem im Osten erfolgreichen Protestpartei nicht mehr der Realität entspricht. Ausschlaggebend ist das Thema Migration, mit ihrem Anti-Migrationskurs kann die AfD am meisten punkten. Laut Wahlforschung verunsichern die Menschen daneben auch der Klimawandel, die Innere Sicherheit und die wirtschaftliche Lage. Viele AfD-Wählende wollen nach eigener Aussage der Regierung und den restlichen Parteien einen Denkzettel verpassen.

Das gefühlte Bild von älteren Missmutigen und abgehängten Rechten aus „sozialen Brennpunkten“ ist falsch. Die neuen AfD-ler sind oftmals wohl situiert, mittleren Alters und leben in friedlichen Landstrichen. Auch der Bildungsgrad zeigt, dass es sich eher um die Mitte der Gesellschaft handelt. Immer mehr Arbeiter*innen und Gewerkschaftsmitglieder kommen hinzu – für die SPD ein Alarmsignal. Die AfD wählen anteilig mehr Männer, Ostdeutsche, Personen ohne Abitur und Menschen mit geringen bis mittleren Einkommen, die Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren. Laut Befragung am Wahltag gab die Gruppe der unter 30-Jährigen in Bayern 18 Prozent ihrer Stimmen der AfD, in Hessen waren es 17 Prozent. Grundsätzlich haben etwa 10 Prozent der jüngeren Wähler*innen eine autoritäre, nationalistische und rechtsradikale Orientierung. Hinzu kommen viele enttäuschte Jugendliche, vor allem junge Männer, die ihre schulische Ausbildung nicht erfolgreich schaffen und schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Thilo Broschell wertet Studien und Umfragen aus und geht somit der Frage nach, wer wählt die AfD und warum.

Input Bernd Gehrke: Prognosen zur Europawahl. Wie sieht der europaweite Rechtspopulismus aus?

15 Uhr: Klassenkampf und Antifa

Es ist weiterhin wichtig, den Rechten auf der Straße und im öffentlichen Raum entgegenzutreten. Das wird aber nicht ausreichen. Auch alle AFD-Wähler *innen als Nazis zu beschimpfen, wird nicht weiterhelfen. Die Arbeitswelt wird wichtiger. Das haben auch die Gewerkschaften entdeckt, bis jetzt ist es bei halbherzigen Appellen gegen die AFD geblieben. Notwendig wäre eine Rückkehr des Klassenkampfes für bessere Arbeitsbedingungen und gesicherte Arbeitsplätze, gerade aufgrund der Umbrüche in der Industrie wegen des Klimawandels.

Darüber wollen wir diskutieren mit: (Bernd Langer, Slave Cubela, Heike Kleffner, Lutz Neuber/ FAU Magdeburg) (alle angefragt)

Veranstalter: Teilhabe e.V., AK Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West (angefragt)